Das Energiejahr 2023: Von Herausforderungen, Meilensteinen und Zukunftsausblicke

Ein Blick zurück auf die Energiewirtschaft in Deutschland und was das neue Heizungsgesetz mit sich bringt.

16.01.204

Emissionen gehen im vergangenen Jahr in Deutschland überraschenderweise deutlich zurück, während erneuerbare Energien einen historischen Höchststand in der Stromerzeugung erreichen. Hinter diesen vermeintlich positiven Nachrichten verbirgt sich eine differenzierte Realität. Denn was zunächst als großer Erfolg zu verzeichnen ist, lässt sich, laut einer Studie von Agora Energiewende, letzten Endes auf die geringere Industrieproduktion infolge der fossilen Energiekrise sowie einer verbesserten Lage am europäischen Strommarkt zurückführen. Betrachtet man die Sektoren Gebäude und Verkehr wird schnell deutlich, dass hier nach wie vor keine bedeutenden Emissionsminderungen erzielt wurden. 

In diesem Beitrag lassen wir die Energiewirtschaft im Jahr 2023 revuepassieren, zeigen auf welch wichtige Rolle der Bereich Gebäude und Heizungssystem innerhalb der Energiewirtschaft spielen und geben einen Ausblick auf das neue Jahr.

Das Energiejahr in fünf Punkten:

1. Klimatische Extreme und deren Auswirkungen 

Das vergangene Jahr brachte neue klimatische Extreme mit sich und wurde begleitet von folgender politischen Erkenntnis: Der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen ist unumgänglich. Die globalen Durchschnittstemperaturen lagen, laut dem EU-Klimawandeldienst Copernicus, mit 1,48 °C über dem vorindustriellen Mittel nur knapp unter dem angestrebten 1,5 °C-Ziel des Pariser Klimaabkommens. Die Ozeantemperaturen erreichten Rekordhöhen, während die Antarktis ein historisches Tief in der Eismenge verzeichnet. Gletscher in den Schweizer Alpen büßten in den letzten zwei Jahren zehn Prozent ihres Volumens ein. Als Konsequenz stieg auch der Meeresspiegel auf einen neuen Höchststand. Angesichts dieser Entwicklungen wurde im Abschlussdokument der Weltklimakonferenz im Dezember 2023 erstmals explizit das Ziel formuliert, sich von fossilen Brennstoffen abzuwenden.

2. Energieverbrauch und Energiepreise 

Im Jahr 2023 hat sich die Lage des Energiemarkts nach den größten Krisen-Preisspitzen etwas stabilisiert, doch die Auswirkungen sind weiterhin spürbar. Laut Aussagen von Agora Energiewende hat der Umstieg auf global gehandeltes Flüssigerdgas die Gaspreise auf einem etwa doppelt so hohen Niveau wie vor der Krise gehalten. Gleichzeitig nimmt die Sensitivität gegenüber globalen Entwicklungen zu, begleitet von einer höheren Volatilität der Preise. Der CO2-Preis zeigte im Jahresverlauf einen leichten Rückgang, blieb jedoch mit rund 80 Euro pro Tonne im 4. Quartal auf einem hohen Niveau, was den Einsatz fossiler Energieträger weiter verteuert. Die hohen Preise führten zu einem Einbruch des fossilen Primärenergieverbrauchs um neun Prozent, während der Verbrauch erneuerbarer Energieträger weitgehend stabil blieb. Insgesamt belief sich der Primärenergieverbrauch im Jahr 2023 auf 2.997 Terawattstunden. 

3. Erneuerbare Energien 

Nun werfen wie einen Blick auf das Thema erneuerbare Energien. Hierzu hat die Bundesnetzwerkagentur aktuelle Zahlen zum Ausbau erneuerbarer Energien im Jahr 2023 veröffentlicht. Die installierte Leistung Erneuerbarer-Energie-Anlagen stieg um 17 Gigawatt auf eine Gesamtleistung von knapp 170 Gigawatt. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung von 12 Prozent, wobei die Elemente Solar und Wind maßgeblich zu diesem Anstieg beigetragen haben. Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur, betont die Fortschritte beim Photovoltaik-Zubau und die Erreichung eines Meilensteins. 

Solar: 
Der Zubau der Solarleistungen hat sich 2023 mit 14,4 Gigawatt im Vergleich zum Vorjahr laut Aussagen der Bundesnetzwerkagentur fast verdoppelt. Vor allem ist dieser Anstieg auf den privaten Sektor zurückzuführen. Am Jahresende betrug die installierte Gesamtleistung in Deutschland 81,7 Gigawatt. Aber nicht nur die Beschaffung von Solaranlagen, sondern auch die Integration von Speichern zeigte einen Aufwärtstrend. Im vergangenen Jahr verzeichneten etwa 70 Prozent der privat betriebenen Gebäudeanlangen einen Speicher. 

Wind an Land:
Außerdem wurde im Jahr 2023 in Deutschland 2,9 Gigawatt an Windleistung neu zugebaut, was einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr bedeutet. Bei diesem Zubau sind die stillgelegten Anlagen bereits berücksichtigt. Die installierte Gesamtleistung erreichte bis zum Ende des Jahres 2023 60,9 Gigawatt. Der Langzeitplan sieht vor, die installierte Leistung bis 2030 auf 115 Gigawatt zu steigern. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen jährlich 7,7 Gigawatt hinzugefügt werden.

Die meisten neuen Windenergieanlagen wurden in Schleswig-Holstein in Betrieb genommen, mit einer Gesamtleistung von 1,1 Gigawatt. In den süddeutschen Flächenländern Bayern und Baden-Württemberg wurden zusammen etwa 0,08 Gigawatt an neuen Windenergieanlagen installiert. Auch der Windkraftausbau auf See und die Biomasseleistung blieb im vergangenen Jahr stabil.

4. Emissionen im Gebäudesektor 

Die Bundesregierung hat die Neubau-, Wohneigentums- und Sanierungsförderung im Jahr 2023 auf mehr Klimaschutz ausgerichtet. Trotzdem wurde zum vierten Mal in Folge das Sektorziel verfehlt. Laut Agora Energiewende verursachten Gebäude statt der gesetzlich vorgeschriebenen Maximalmenge von 101 Mio. t CO2-Äq, 109 Mio. t CO2-Äq und verfehlten das Ziel um 8 Mio. t CO2-Äq. Die geringfügigen Emissionsreduktionen lassen sich hauptsächlich auf den erneut gesunkenen Heizenergiebedarf aufgrund milder Witterung zurückführen. Vor dem Hintergrund erheblicher Unsicherheiten bezüglich des überarbeiteten Gebäudeenergiegesetzes innerhalb der Bevölkerung wurden im Jahr 2023 etwa 40 Prozent mehr Gas- und Ölheizungen verkauft, insgesamt rund 900.000 Einheiten. Dennoch war 2023 auch ein Rekordjahr für Wärmepumpen, etwa 350.000 Anlagen wurden verkauft – mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2021. Letztere oder Fernwärmeanschlüsse wurden zu 80 Prozent für Neubauten geplant.

Ein kurzer Blick auf das Gebäudeenergiegesetz: 
Die Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) und die Verabschiedung des Wärmeplanungsgesetzes (WPG) manifestieren den Beginn der Energiewende in Deutschland im Jahr 2023. Allerdings wurden die geplanten Maßnahmen während des Gesetzgebungsverfahrens durch kontroverse Verhandlungsprozesse erheblich abgeschwächt, insbesondere in Bezug auf die beabsichtigte Umsetzungsgeschwindigkeit. Ohne zusätzliche Maßnahmen im Gebäudebereich ist laut dem Umweltbundesamt absehbar, dass die Klimaschutzziele für 2030 nicht erreicht werden. Die Reform des Heizungsgesetz führte zu aufgeheizten öffentlichen Debatten. Ursprünglich sah das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz eine 65-Prozent-Regelung für erneuerbare Energien in allen neuen Heizungsanlagen ab 2024 vor. In der im September 2023 vom Bundestag beschlossenen Novelle wurde der Zeitplan jedoch erheblich abgeändert. Ab 2024 gilt die 65-Prozent-Regel nun ausschließlich für Neubauten in Neubaugebieten. Alle anderen Gebäude unterliegen dieser Regelung erst, wenn kommunale Wärmepläne vorliegen, was in den meisten Fällen frühestens 2026 in größeren Kommunen und erst 2028 in kleineren Kommunen der Fall sein wird. Was bedeutet das nun für das neue Jahr? 

5. Energiepolitische Entwicklungen und Ausblick:

Es beginnt vor dem Hintergrund anspruchsvoller Rahmenbedingungen für eine effektive Klima- und Energiepolitik. Obwohl bereits Klimaschutzmaßnahmen eingeleitet wurden, insbesondere im Stromsektor, sind weitere Fortschritte angesichts des realen Klimawandels und internationaler Veränderungen in der Energiewirtschaft dringend notwendig. Die politische Gestaltung der Klimapolitik innerhalb der Regierungskoalition erwies sich als anspruchsvoll, insbesondere durch Debatten um das Gebäudeenergiegesetz und das KTF-Urteil des Bundesverfassungsgerichts im Jahr 2023. Konkrete Ziele der Energiewende sind, ein klimaneutrales Deutschland bis 2045. Bereits bis 2030 ist das Ziel, mindestens 80 Prozent des Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien – vor allem aus Wind- und Solarenergie zu decken. 

Rund 35 Prozent der gesamten Endenergie wird in Gebäuden, insbesondere innerhalb der eigenen vier Wände für Heizung und Warmwasser verbraucht. Und wo viel verbraucht wird, gibt es auch verschiedenen Möglichkeiten viel einzusparen. Eine Möglichkeit, wie heizen in Ihrem Zuhause effizient und zukunftssicher erfolgen kann erfahren Sie hier